Auf der Reise „and other assorted love songs“ …

Manchmal stelle ich mir – immer noch – bei einem Text die Frage, warum ich ihn zu einem bestimmten Zeitpunkt geschrieben habe und so einiges doch erst im Nachhinein verstehe. Klar, etwas bewegt einen und man schreibt drüber. Und doch gibt es diese Texte und mehr noch einzelne Zeilen, die kommen einfach. Hört sich gut an, nehmen wir …
Was dahinter steckt erschließt sich oft erst Monate oder Jahre später, das Spiel mit dem Unterbewusstsein. Da werden dann einzelne Worte zum Aha-Effekt. Jeder kennt das wohl in der ein oder anderen Weise, doch der Unterschied für mich steckt halt in der wöchentlichen Nutzung dieser Worthülsen. Und so bewegt mich manches noch heute, manches waren Eintagsfliegen und manche Inhalte und Personen sind gar rein zufällig.

So oder so viel Spaß beim Lesen.

Ralf

 

AUF DER REISE

Jedes weitere Wort ist eine neue Symphonie – unter dem Großstadtzelt.
Ihr sanfter Ton, achtlos gewählt, mir zittern die Knie – in dieser lärmenden Welt.
In einem Hauch von Wahnsinn überfällt mich Geborgenheit, doch ich bin längst nicht soweit.

Ich bin auf der Reise und Frankfurt ist mein Revier.
Auf der endlosen Reise, die vorbei an der Heimat führt.
Höchste Zeit, komm frag nicht, muss weg von hier !

Rauchende Keller, ein Straßenmeer, einsame Herzen mit Großstadtflair.
Gequältes Treiben, Erlebniszwang, frag mich, wie sie so ruhig sein kann.
Sie sitzt nur da und lächelt mich an und hinterm Haus fangen die Träume an,
denk ich dann und wann.

Woher ich komm´ gefällt mir nicht, wohin ich geh, daß weiß ich nicht.
Ein Spiegel bringt ihr Bild zu mir, wieder sitze ich nah an der Ausgangstür.
Hab Angst davor verliebt zu sein, in einer Stadt, die nicht stehen bleibt,
für ein Leben zu zweit.

2000 /

      1. Asphaltrosen_Auf_der_Reise

 

 

BRANDNACHT (Die kommen immer wieder)

Meine Horrorvision vor dem , was sein könnte, was ist, was vor 60 Jahren (furchtbar aber) war.

Keine Zeit für Fragen mehr, straft das letzte Kind.
Augenhöhlen karg und leer, Schweiß, der längst gerinnt.
Gottes Willen deutsch gemacht, von Lügen ungestraft ?
Fünfzig Jahre durchgebracht, geheim mobil gemacht !
… zur Brandnacht …

Hirnriss schreit nach mehr Elan. Gleich Trunkenheit die wächst,
habt ihr euch im Kreuz vertan, dem Wahnsinn ausgesetzt.
Farbig war die Welt gemalt, die Leinwand steht in Brand.
Braune Wege führen dann durchs schwarz-rot-goldene Land !
… zur Brandnacht …

Ich glaub´ die kommen immer wieder.
Die wissen doch sonst nicht mehr wohin.
Die singen wieder all die Lieder
und beten deutschen Volkstumssinn.

Zahn um Zahn, der weiter beißt, die leichte Beute reißt.
Endvermarktung, Medienkult, unerträglich feist.
Die kleinste Hoffnung längst verwelkt, Heime sind umstellt.
Alles das, was jetzt noch zählt, führt durch diese Welt !
… zur Brandnacht …

Politik die Wunden schneidet. Ignoranz, die man vergönnt.
Film bereit ? Dann sagt Bescheid !
Der Kanzler wär soweit.

 

 

DAZUMAL

Es war toll, irgendwann, irgendwo aufzuwachsen und es ist manchmal etwas befremdend jetzt zu sehen, was für ein Hipe zumindest um unsere Zeit gemacht wird. Aber Himmel, bequemer hatte es wahrscheinlich keine Generation, daher war wohl auch keine so gleichgültig. Und trotzdem: et wor schön!

Den Weg runter zum Fluss,
wo sich nah dran ein Pärchen ausruht.
Wie damals denken wir „Was für ne Nacht!“
Die kommt nicht mehr, wir haben´s versucht.

Die Jahre kamen leise,
ich seh´ noch Alex auf BMX-Tour,
Taschen voller Esspapier
und jeden Tag ein Kinderschwur.
Die Götter noch blind, Frank wurde vertrimmt
und Fußball so groß!

Noch mit heilen Flügeln,
nur die Mädchen kichernd und stur.
Klar, wir lagen daneben, denn es blieb
niemals bei der Jungenkultur.
Das Freundschaftsband, die Jeans die gut stand,
ständig abgebrannt.

Und die Jahre sind geblieben,
wir warfen Kopf und Zahl,
halt fest was wir heut´ lieben
und denk´ an Dazumal!
Trefft mich heut´ an diesem Ort,
die Meisten sind längst fort.
Starten wir den alten Plan,
was hindert uns daran?

Sylvie drüben im Garten
und Goethe verwirrte uns nur.
Hände voller Träume
und schließlich der Wechsel auf Dur:
„Die Gitarren verstimmt und es ging tierisch los“,
was dachten wir bloß?!

Diese Nacht ging nie vorbei,
doch wir waren dabei,
immer neu dabei!
So viel was muss, nur wem den Kuss,
alles im Fluss.

Zu jung um groß zu sein,
doch die Straße die sich zeigte war uns viel zu klein.
Wie viele Biere an wie vielen Abenden, wie viel Mut
bis sich zu trauen, was lohnt zu tun.

Hamburg schlug Schalke
und Steve hatte wieder ´nen Plan
mit dem Wagen den Rhein entlang
und danach gen Amsterdam …

Und die Jahre sind geblieben,
wir warfen Kopf und Zahl,
halt fest was wir heut´ lieben
und denk´ an Dazumal!
Trefft mich heut´ an diesem Ort,
die Meisten sind längst fort.
Starten wir den alten Plan,
was hindert uns daran?

      2. 3.-Dazumal-Asphaltrosen

 

 

ES IST DA!

Leih´ uns die Sekunde, lass den Bruchteil zu,
der Augenblick der zählt ist groß genug.
Spür das Ungesagte, streich was jemals war,
denn nichts ist dann noch klar und

wieder mal ist es da. Es ist da, ich seh´s in unseren Augen, es ist da!

Wie´s ein Schlag nur vermag,
drängt sich die Begegnung in den Tag.
Kurz wie ein Gedanke, flüchtig und doch wahr,
ein Archetyp der sagt:
Wieder mal ist es da. Es ist da, ich seh´s in unseren Augen, es ist da!

      3. 2.-Es-ist-da-Asphaltrosen

 

 

ERST JETZT HAST DU MICH ERKANNT

Ich hab dich nicht verstanden,
doch küss mich ruhig noch mal,
ersparen wir uns die Worte,
jetzt liegst du da.

So kleidungslos erlösend,
dein Leberfleck am Bein
weist den Weg,
ich wird mich nicht beeilen.

Ich raub dir den Verstand,
treib dich bis zum Rand,
erst jetzt hast du mich erkannt …

Ich habe tausend Hände,
mit Vakuum im Blick
seufzt du durch die Wände,
es gibt kein Zurück.

Ja, ich nehme dieses Land
und stecke es in Brand,
erst jetzt hast du mich erkannt.

 

 

EURE NEUE WELT

Wenn man ein bisschen drüber nachdenkt, bekommt man das Kotzen, dass irgendwo und immer wieder Menschen unter der Herrschsucht Einzelner zu leiden haben.

Stärkt die Tür, bleibt heut´ hier, endet nicht als Opfertier.
Macht kein Licht, wehrt euch nicht, denn die nächste Ordnung bricht.
Mit Waffen läuten sie den neuen Tag für uns schon ein.
Gott, mach uns klein.
Der Regen wäscht die letzten Spuren alter Zukunft weg.
Schreie schlagen hart aufs Vorderdeck.

Verzeiht uns die Bescheidenheit, die hiesige Alltäglichkeit.
Kein Gespür für Größeres – Irgendwie naturgemäß,
fällt der ein der befreit, mit weint,
der die vielen Gefühle vereint,
der uns wiegt, der uns liebt und siebt,
denn nur treu ist wer nachgibt!

Wir sahen die große Freiheit im Herz das uns jetzt schlägt,
wir sind stets Bühnenfiguren in eurer neuen Welt, in eurer neuen Welt.

Wer hat Recht? Gut und schlecht – ärgert nicht den Folterknecht.
Keine Wahl, schluckt heut´ Stahl und beschwört kein Bürgerrecht.

Wir halten uns tagein tagaus, doch Leben geht uns zu oft aus.
Der Regenbogen bricht uns Licht, doch manches, das verstehen wir nicht.
Eine Welt, Macht und Geld, wer zählt?
Wer ist der, der die Zeit anhält?
Staubt das Korn, das ihr uns geschenkt?
Trügt der Schein der euch anhängt?

Wir sahen die große Freiheit im Herz das uns jetzt schlägt,
wir sind stets Bühnenfiguren in eurer neuen Welt, in eurer neuen Welt.

Wir haben sie gesehen, die ewig vor uns stehen,
wurden blind und vom Mann zum Kind.
Nichts was hier per se noch stimmt.

      4. 6.-Eure-neue-Welt-Asphaltrosen

 

 

GUT DRAUF

Dieser Morgen ist fast wie Musik,
beim Kühlschrank zu Gast während der Kaffee noch zieht.
Alle Fenster stehen ganz weit auf und billigend nehm´ ich in Kauf:

Ich bin heut´ gut drauf und hab´ Zeit zu Hauf.
Bin gut drauf, denn es ist wieder Sonntag
und was ich dran mag:

Sind die Stunden mit dir, der Hauch von Vorstadt
und kein Mensch an der Tür.
Mo der Kater, taucht auch jetzt auf,
mir scheint das Haus ist wohlauf und ich
bin gut drauf ….

© Musik/Texte: Ralf Ewen